Schon halb 11 Uhr abends. Klar, ich kann noch etwas zu essen haben. Für Spanien ist das eine ganz normale Zeit, sich die Plautze voll zu hauen. Ich habe es eine Woche lang, genau anders herum erlebt; gebratene Würstchen und ein Haufen anderer angebrannter fettige Sachen zum Frühstück, abends fast nichts mehr.
Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass in die südländische Abendvöllerei einsteigen werde; hier werde ich nur abends, nachts, und morgens ganz früh Fahrradfahren können; unbeschwert geschlafen wird sowieso nicht mehr werden…..vielleicht in der Siesta. Es ist einfach zu heiß.

Die über 50° C waren es zwar nicht im Schatten, aber soviel bin ich auch nicht durch den Schatten gefahren
Aber keine Ahnung, ob diese Theorie aufgeht.
Wie auch immer, bin froh etwas zu essen bekommen zu haben, war heut noch nicht so viel und ich bin froh ein Dach über dem Kopf bekommen zu haben, das Bett allerdings ist eine Katastrophe.
Kam in den kantabrischen Bergen ganz in der Nähe vom Ebro Stausee, ein Drittel Weg von Santander nach Burgos, in einen Ort „San Pedro de Romeral“
und dachte, dass jetzt gut sei. Viele km sind es heute noch nicht gewesen, aber schon ein Pass und eigentlich bin ich schon fast über einen zweiten rüber -man bin ich müde, der Text wird wieder sehr fahrig werden- als ich dem Ort hier nach einer Herberge fragte und man brachte mich zu einer alten Dame, die einen ehemals bewohnten Teil ihres Hauses lieber an Leute vermietet, als einen Hühnerstall draus zu machen. Die Dusche ging irgendwie, aber auf dem Bett werde ich meine Matte ausrollen und hoffen, dass in dem Bett nichts drin ist, was keinen Respekt vor meiner Matte hat.
Die Leute waren so freundlich, ich konnte einfach nicht sagen, das das nichts für mich ist. Aber Duschen unter einem Schlauch beim Bauern und das Zelt aufschlagen, wäre echt ’ne bessere Alternative.
Ich bin in Spanien, Mann, in den kantabrischen Bergen; endlich richtige Strassen, endlich eine offene Landschaft.
Die Hitze ist irre. In Santander, wo wir um ca. 12 Uhr landeten, gab es wieder ein paar Anlaufschwierigkeiten. Wieder führte mich der Trail in komisches Terain; eigentlich ein toller Schleichweg raus aus der Hafenstadt; aber plötzlich stand ich wieder vor einer Art Tiergatter, ein Zaun zum öffnen, o.k. aber ein paar Meter nur gefahren, begrüßte mich ein angeketteter spanischer Herdenschutzhund. Die Viecher sind größer als Bernhardiner und bellen die Gandalf Nummer: Du kommst hier nicht durch!
Gut, der war angekettet, aber vielleicht hätte diesmal ein spanischer Stier nicht seinem angeborenen Interesse an Jungkühen gefrönt, sondern mich für einen Torrero auf dem Fahrrad gehalten; kein Bock. Ausserdem mußte ich mich erstmal wieder an den Linksverkehr gewöhnen, den anspruchsvollen Garmin mit Solarstrom versorgen und heiß war’s. Zum Glück hatte ich eine Strassenkarte dabei und fand einen wunderschönen Weg hierhoch, sehr wenig Autos…
Irgendwo am Strassenrand sprach mich ein Mann an, meinte ich solle den Weg über die große Nationalstrasse nehmen. Ne, zu viele Autos. Es geht. Und, wenn ich ihn richtig verstanden habe, gibt es sogar einen schönen Randstreifen. Die LKWs würden eine Landstrasse weiter westlich benutzen, das wüßte er, er sei LKW fahrer. Nö, ich fahr hier durch die Berge.
Esto(a) duro!
Soy duro, hombre!
Weiß nicht ob das Spanisch ist, aber er fand es cool, gab mir die Hand und einen Klopfer auf die Schulter.
Auf dem Weg zum Pass versuchte ich überall meine Trinkflaschen zu füllen und Wasser zu trinken. Ein Bauer im Unterhemd und Pantoffeln, den ich in seinem Garten aufscheuchte, ließ mich ein wenig warten und kam in Hemd und Schuhen, um mir Wasser zu geben. Stolz wie nen Spanier, dabei gibt es den „Spanier“ gar nicht. Der hier war z.B. ein Kantabrier (oder wie auch immer das geschrieben wird).
Die Landschaft ist grün, nicht verbrannt von der Hitze. Und gerade ist Heuernte. Ein Bauernpaar brachten das Heu mit einem Zossen weg, der eine Art Schlitten ziehen mußte, ein Gefährt ohne Räder. Das Pferd, ein schöne nicht zu großes Kaltblut zog einen großen Heuhaufen durch die Gegend. Die Hänge sind teilweise so steil, dass nur mit Sensen geschnitten werden kann. Einen ärmlichen Eindruck macht das hier aber auch nicht; eher propper, von meiner Unterkunft einmal abgesehen.
Die Frau, die mir hier das Essen bringt, ist auch etwas besonderes; für meinen kurzen Einblick sind die Leute hier nicht unbedingt freundlich, sondern eher kontaktstark.