Immer noch dieseits des Tweeds, aber längst schon über den Tyne

Bin bei Bellingham, was schon wieder ein Stabreim ist, aber nicht stimmt; ich bin in Bellingham. Der Ort ist klein, südlich vor dem „Kielder Forrest Park“ gelegen, hinter dem dann so nach ca 20 km die schottische Grenze kommt.

Sind also noch so 110 oder 120 km bis nach Edingburgh, aber morgen soll es stürmen!

Wo ist den der nächste Bahnhof, habe ich die junge Frau gefragt, die die Rezeption hier in der Unterkunft macht. „Edingburgh“, sagte sie, weil sie schon wußte, dass ich dahin will. Aber ich komm schon weg………

„Adventstour“ wollte ich die Fahrt heute nennen, weil ich dauernd Törchen aufmachen mußte, bestimmt mehr als 24; viele Wege, auch asphaltierte gehen hier durch privates Weideland und die, die Schafe und Rindviecher zurückhaltendenden Tore, sollen immer wieder geschlossen werden. Ich hatte für die Route von Newcastle nach Edingburgh „Leisure“ eingegeben und kam nachdem ich aus Newcastle raus war, die schönen kleinen Wege lang, in denen Autos zu zweit keinen Platz haben und bin auch wenig Autos begenet. Gleichzeitig hatte ich Regen, Wasser nachher in den Schuhen stehen, was nicht so schlimm war, weil es hier gerade viel wärmer als die letzte Zeit auf dem Kontinent ist, über 10°. Und es ist verdammt früh dunkel hier. Trotzdem finde ich die Tour geil, weil………

Jemand hatte mir prophezeit, dass ich krank werden würde, aber es passierte nicht beim Radfahren, ich war seekrank. Die Nacht, während der Überfahrt, wachte ich aus Alpträumen auf, bei denen ich in einem wild gelenkten Reisebuss Passagier war. Wach hörte ich oft, während ich darüber nachdachte, wie hoch der Jumper war, den meine Koje gerade gemacht hatte, wie etwas schrecklich gegen das Schiff rumste. Ein Eisberg? Norwegian Wood? Ein Waal? Vielleicht ist Fliegen ja doch besser als mit dem Schiff zu fahren, also aus politisch korrekter Sicht.

So war mir morgens so schlecht, dass ich das im Voraus bezahlte Frühstück nicht in dem Maße zu mir nehmen konnte, wie ich mir das vorgestellt hatte. Und die Leute drumherum: Schön konnten die reinhauen, während ich am liebsten nach Zwieback und Fencheltee gefragt hätte.

Der Emmigration Officer ließ mich schnell rein, auf die Insel. Den Tyne fuhr ich fast solange entlang bis es dunkel wurde, erst dann lenkte mich der Navi nach Norden, Leisure halt.

In Newcastle nahmen mich zwei deutsche Männer, die ich angesprochen hatte, ins Schlepptau, erklärten mir den Wechselkurs und brachten mich in Gegend wo die Banken sind, zum Geld ziehen. Sie stellten sich als Chaffeure von Chris Rea heraus. Ich gestand Chris Rea nur als Berümtheit, sonst aber nichts von ihm zu kennen, und sie versprachen mir, dass sich das ändern würde, sobald ich die ersten drei Töne bewusst gehört hätte.

 

Hoffentlich werde ich bald ein Roadmovie.

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