Nachschlag

Hatte mich echt gepackt dieser Artikel über Autentizität, Ichgefühl:

„Mein wahres Gesicht. Heute ist das Echte, Authentische gefragt. Doch was ist das? Und wie findet man es?“ in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Vermutlich weil ich diesem Ich-Konstrukt auch hinterher bin, auf meinen Touren, allein. „Auf dem Weg zu sich selbst“ so bläht man ja oft.
Martin Buber habe ich schon mal zitiert: „Der Mensch wird am Du zum Ich“. So stand es auch marginal neben diesem Artikel.
Also nicht aufs Rad, allein durch die Gegend, sondern unter die Menschen?
Glaube ich nicht, dass es so gemeint ist.

Im Zusammenhang seines Textes „Ich und Du“ mündet Martin Bubers Beschreibung des Neugeborenen bei der ersten Menschwerdung nah der Mutter in diesem Aphorismus „Der Mensch wird am Du zum Ich“. Im gesamten Text geht es darum, dass es zwei Arten von „Begegnen“ gibt die eine benennt er mit „Ich und Du“ und die andere mit „Ich und Es“, wobei erstere, „Ich und Du“ eigentlich das wirkliche Begegnen ist.
Ein Ich, dass mit vielen Ichs zu tun hat, muß trotzdem noch keine wirkliche Begegnung sein. Es ist keine Frage der Vielzahl von Treffen mit Menschen, sondern der Qualität des Beisammenseins: Sehe ich mein Gegenüber als Du oder als Es.

In die einzelnen Philosophien und Religionen bin ich zu wenig stark eingeweiht, um es wirklich beschreiben und beurteilen zu können.

Aber mich befällt ein starkes Unwohlsein, wenn ich irgendwo etwas vom „Ich als Illusion“ lese. Man kann damit alles entschuldigen, weil man niemals selber etwas gemacht hat, weil es einen selber ja gar nicht gibt. Man braucht es nicht einmal zu entschuldigen, weil es „man“ auch nicht gibt.

Ich glaube für Verlässlichkeit und Vertrauen, bedarf es dieser Egomanen, die ihr „Ich“ nicht nur nach dem „sozialen Austausch mit ihre Umwelt“ ausrichten, sondern Prinzipien suchen, wie z.B. „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Was müssen die Widerstandskämpfer für ein starkes Ich gehabt haben? Und wie schade ist es ein solches Ich als Illusion ab zu tun. Wie gefährlich ist es zu behaupten: „Was den Kern unseres Menschseins ausmache, sei letztlich der soziale Austausch mit der Umwelt.“
Ja, ich weiß, Moral ist auch nur ein Austauschprodukt aus der Umwelt, aber das haut so nicht hin.

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