Tüddeln in Andosilla

Grad ist „Vertüddeln“ das Thema.
Ich bin mehr oder weniger im Ebrotal, ca. 100 km vor Saragossa, Andosilla heißt der Ort und komme nicht richtig von der Stelle. Von Santo Domingo aus lief es ganz gut, die ersten 40 km mit nem 23ziger Schnitt und dann fing wieder alles zu kleben an; wie schon angedeutet wurde die Nationalstr. ca. 10 km vor Logrono von einer Autobahn geschluckt, Fahrrad Nein, und dann konnte man wieder Cross auf dem Pilger-Wanderweg fahren.
In Logrono mußte ich die Speichen hinten nachziehen; war schon alles so wackelig, das die Bremsscheibe dauernd klingelte, war überrfällig.
Beim Rausfahren gegen einen Südostwind, entwickelte sich am, ohnehin schon diesigen, Himmel ein Gewitter, das sich nicht reinigend auflöste, sondern immer wieder ausbrach und vollkommen unberechenbar wurde. Wäre gerne noch weiter gefahren, aber hier schien es mir nach erst 100 km wichtig zu pausieren. Auf total ungewisses Nachtlager habe ich keine Lust, vor allem wenn ein Gewitter im Spiel ist.
Ausserdem möchte ich partout nicht mehr über Pamplona in die Pyrenäen fahren, vor allem nicht über den Ibaneta Pass, über den ich schon zig mal bin. Ich will dem Magnetismus des Jakobwegs wiederstehen, aber das ist verdammt schwer. Alle Wege von hier aus oder weiter Richtung Südosten, sind kompliziert und wegen der vorgelagerten Gebirge sehr zickzackmäßig….ich habe das schon zu Hause bei der Planung gesehen, die fixen Gedanken ließen sich aber nicht in Zaum halten….war wie bei einem Mädchen: Ich will alles! Ich werde sogar den fixen Gedanken nicht los ins Herault fahren zu wollen…..aber das wird sich legen. Soll bloß keine Flucht dann nach Nordosten werden, wenn ich über das Gebirge bin und ich will nicht durchs Limousin, lieber zentraler, lieber südlicher, aber da ist es auch bergiger…..
Die Gegend hier ist bizarr, die Landschaft am Ebro so, als wenn ein Kind mit der Gieskanne in einem Sandkasten willkürlich Bodenskulpturen geformt hat. Weiss nicht ob es Sandstein oder einfach nur Sand ist, der rot-gelb in die Landschaft ragt.
Bei einem Rundgang durch den Ort, was ich fast nie mache, weil ich auf dem Rad tagsüber genug gesehen hab, fiel es mir schwer Kategorien zu finden. Kein Bauernort, obgleich es hier zeitweilig tierisch nach Schweinescheiße roch (in Spanien kommt das oft vor, aber kein Wunder, irgendwo muß der Seranoschinken ja herkommen), ein paar Gitanos, verschleierte arabische Frauen, viele normale, schick gekleidete für mich typische spanische Teenager…..Zur Architektur einfach ein paar Fotos.

Auf dem Weg durch Carcar

Auf dem Weg durch Carcar

Andosilla

Andosilla

Andosilla

Andosilla

Andosilla

Andosilla

Was das „Tüddeln“ anbelangt, gab es für mich aber noch ein ganz anderes „Tüddeln“. Ich las noch einmal in meinen Ausführungen über den „wahren Humanismus“, das, was ich in Plymouth zum Besten gegeben habe.
Ja, mir liegt viel an dem, aber es ist wohl sehr unverständlich. Wohl deshalb, weil ich es selber nicht verstehe. Vielleicht ist es eine Rechtfertigungsangelegenheit: Ich fahre alleine weg, schaffe es aber nicht wirklich alleine zu sein. Ich schreib ja ständig, ich kommuniziere ja, ich will ja gehört werden. Aber stolz schreibe ich, das der wahre Humanismus eigentlich sein soll, an anderer erst heran zugehen, wenn man im Nirwana angelangt ist.
Mich erinnert das an einen Typen, den ich in Italien -ich war damals aber nicht allein- getroffen habe, der selber aber allein fuhr und mir stundenlang erzählen konnte, wie wichtig das sei, alleine zu fahren, der es aber gar nicht merkte, das mich das gar nicht und er auch mich gar nicht interessierte. Es ist natürlich leichter den Text hier nicht weiter zu lesen, als einen Typen, der mit einem quatschen will, los zu werden. Die Intention ist aber dieselbe.
Tüdelig ist das!
Aber, was aber?
Ich hoffe, ich hoffe, das es doch Sinn macht. Das die Schreiberei Üben ist. Dass durch das Ausdrücken, etwas markiert wird, von dem aus ich weitergehen kann. Dass ich durch die Er-fahrung mit dem Fahr-rad, besser sehen kann, was vor mir liegt. Da auch wieder ein ABER: Ich will diesen Weg, will nicht über den Ibaneta, ich habe es mir nur falsch vorgestellt.

Sooft gehen Planungen ganz woanders hin; man muß nur irgendwelche Bauprojekte betrachten.

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