„Schnell das Zelt einpacken!“ Selten so ein schön windgetrocknetes Zelt am Morgen gehabt, dafür einen finsteren Himmel, Böen, die alles Mögliche außer trockenem, gemütlichem Wetter verheißen.
In der Wettervorhersage hieß es dann auch, dass Starkregen für die Region Berlin, allerdings auch schönes Wetter für Holstein und den Ostseeraum erwartet wird. In der Müritz weiß ich jetzt nicht genau, wo ich bin, Brandenburg ist das hier politisch jedenfalls nicht mehr.
Aber das schlimmste: Fahre ja schon seit einer Woche eine Blaustahlpfanne mit mir herum und die ein oder andere Zwiebel und Kartoffel, Bohnen in Tomatensauce, um mir das entsprechende, in meinem betagten Alter spleenige Frühstück bereiten zu können; gestern hatte ich schon einmal geübt, hat super geklappt und was? Die Gaskartusche war heute morgen leer. Dachte vielleicht am Müritzstrand einen Grillplatz zu finden, um meiner Pfanne auf die konventionellste aller Arten Feuer unter ihrem planen und schon lange nicht mehr stahlblauen Unterteil zu machen, aber nichts da, gerade hier in Sietow-Dorf ist alles sehr propper, touristisch.
Was ich mit den liebevoll geschnittenen Kartoffeln und selbst der gewürfelten Zwiebel, dem hochwertigen Öl gemacht habe, darf ich hier nicht schreiben und jetzt erfreue ich mich gerade an einer Thermoskanne Filterkaffee, die der Rezeptionist eines großartigen, tja Ferienkomplexfrühstücks vor mich hingestellt hat, da ich nur nach einer Tassee Kaffee frug. Mit den Frühstückbuffet komm ich schon lange nicht mehr klar; Ausdruck industriell gefütterter Genußsucht, allein, wenn mensch an die Berge von Eiern denkt, die kein Huhn normal gelegt und kein Menscht normal verdaut bzw wirklich resorbiert haben kann.
Trotzdem wird es spannend, wo ich den „Treibstoff“ für den heutigen Tag her bekomme; immer wieder ernte ich verzweifelte Blicke, wenn ich Pommes ohne Saucen haben möchte und ich freue mich schon auf die Diskussion, ob es möglich sein wird, Bratkartoffeln ohne Speck zu bekommen, nur mit Zwiebeln.
Eigentlich habe ich gar nichts dagegen, ein Schwein zu schlachten, und es ganz auf zu essen, bestimmte Teile von ihm zu Räuchern und dann Speck für die Bratkartoffeln zu haben, warum nicht? Hätte niemals funktioniert ohne die tierischen Nahrungsmittelspeicher, die lebendig die Nahrung in sich tragen; aber wie ist das pervertiert? Und mittlerweile tut mensch mehr für einen positiven CO2 Footprint, wenn er aufs Fleisch Essen verzichtet, als wenn er/sie aufs Autofahren verzichtet.
Das ist auch wieder eine Frage, die ich meiner Großmutter gestellt hätte, die sehr wenig Fleisch gegessen hat; Schinken aß sie manchmal und Speck hätte sie niemals aus den Bratkartoffeln gepuhlt. Obgleich sie die meiste Zeit ihres Lebens in einer Arbeiterwohnung im Dortmunder Norden verbrachte, erzählte sie mir vom Hl. Franziskus und Antonius, die beide mit den Tieren sprechen konnten, als wenn wir zwischen Tieren auf einem Bauernhof gestanden hätten. Ob mensch das glaubt? Ich glaube noch nicht einmal an Pferdeflüsterer, an das Phänomen, wie es aufbereitet wird, um den von allem entfremdeten Menschen, immer wieder Storys zu geben, die, wie übermäßig viel Rührei auf dem Teller, einem die Illusion von Herzhaftigkeit geben. Aber es gibt immer wieder das Phänomen der starken Verbundenheit allen Lebens zu beobachten, Menschen die aus welchem Grund auch immer in das Gegenüber zu einem befremdlichen Tier eintauchen, und diese Beziehung so sichtbar machen, dass das Herz überläuft.
Oma, warum ist Du so wenig Fleisch?
Ich glaube, weil es eigentlich knapp ist, weil es selten ist, weil mensch es gar nicht braucht, so viel. Weil es so schwierig ist ein Tier zu töten. Sie hatte mir auch immer davon erzählt, dass der Großvater selber seine Stallhasen nicht schlachten konnte, das mußte sein derberer Bruder machen.
Aber viel wichtiger noch: Keine Verachtung zu empfinden für das Frühstücksbüffet, für die Menschen hier.
Und, wenn es nötig wird, etwas zu Essen zu bekommen.
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