#kohleendlagern No1 + No2.1/2

Tag 1
„Mensch sieht nur, was sie weiß“
Fand den Spruch, der auch verwandt wurde, um den Absatz von Reiseführern anzukurbeln, ziemlich anmaßend und für das Experimentieren tödlich.

Beim Losfahren auf der L12 kam eine verkorkste Form von schlechtem Gewissen.
Früher fand ich den Ausstoß der Schlote am Horizont auch schon immer beängstigend, aber ich dachte nicht daran, sie in Frage stellen zu können

Der Weg ab Düsseldorf heute war anstrengend, nicht wegen der Steigungen oder der Entfernung: fuhr durch komplett besiedelte Gebiet einer riesige Stadt von Düsseldorf bis Dortmund.

Jetzt bin ich in Lünen, wo meinen Oma herkommt, ich aber noch nie gewesen bin.

Tag 2.

Habe mit alten Fotos und vager Adressangabe die Stelle gefunden, wo das Elternhaus meiner Großmutter gestanden haben muß. Ein westfälisches Backstein-Fachwerkhaus.

„Die reißen hier alles ab. War ein schönes Haus. Scheint aber einfacher zu sein. Ich wohne selber schon 10 Jahre hier, früher in Lünen-Süd, da bin ich froh, dass ich hier wohne!“
Eine Frau aus einem alten Mietshaus hilft mir beim Rekonstruieren. Mein 1900 geborenen Großmutter erzählte oft ganz zufrieden und glücklich von ihrer Kindheit, den Ziegen hinten im Stall und den Esel von ihrem Bruder Franz. Ihr Bruder, der 1916 im russischen Kriegsgefangenlager gestorben war.
Gerade selber in Stockum an der Lippe, wohin mein Vater als 16 jähriger sich 1945 vom Volkssturm hin abgesetzt hatte, keine Lust auf „das letzte Gefecht“ von Verwandten aufgenommen, mit falschen Papieren versorgt und seine Schreinerlehre zu Ende machen konnte.
Immer wieder schwappt das Wort von der Dame in Lünen Wethmar hoch, vor dem abgerissenen Haus der Urgroßeltern hoch. „Sie fehlt manchmal, die Oma, ne!“
Für mich ist es eigentlich das Gefühl nicht genug gefragt zu haben. All der Schwachsinn der Historie, komm liebe Oma, lass ihn uns noch einmal durchgehen, aus der Sicht einer einfachen Frau, die über 90jährig tief in sich und ihrem Glauben verwurzelt, allein starb, weithin geachtet und geliebt.

Hier liegen die Orte meiner Familiengeschichte so eng an einander. Muß schnell wäiter, sonst gibt dat kainen mähr, woll
War auch Zufall: Das Programm hatte den direkten Weg nach Gorleben hier hergelegt.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Kohle nach Gorleben tragen? veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert