ne Stadt halt

hinterm Hotel ist ein riesiges Sportschwimmbecken, was man benutzen könnte, wird aber gerade renoviert


Finde es schwierig bei der Wanderung durch den Stadtdschungel, den richtigen Ausichtspunkt, quasi den Hochsitz zu finden, von dem aus ich wenigstens selber nicht mehr gejagd bin….zum Jagen habe ich obgleich es immer wieder passiv passiert, keine Lust, zum Beobachten schon.
Allein das richtige Restaurant zu finden, war nicht einfach. In Ungarn will ich ungarisch essen. Das ist eine echte Rarität in dieser Hauptstadt, wo der Kaffee fast nur noch auf amerikanisch angeboten wird.

mit Spitzendeckchen usw.


Aber jetzt habe ich etwas gefunden, irgendwo in Pest, also dem einen Teil von Budapest, irgendwo noch ziemlich drinnen, mit Spitzendecke usw.
Schon gestern am späten Nachmittag, Abend und in der Nacht, bin ich die Strassen entlang gelaufen, schwankte immer hin und her zwischen Begeisterung durch die Vielfalt und die globalisierte Einfältigkeit, die mittlerweile jede Großstadt auf der Welt bietet.

globalisierte Einfältigkeit spiegelt die Zeiten


MacDonald hat damit angefangen und die Städte aller Welt reissen sich darum, ihre Strassen unter den selben Lables zu vereinigen. „Alle Menschen werden Brüder“, warum nicht, wenn uns irgendwelche Marken, die jede Einkaufsstrasse prägen, wirklich vereinen könnten. Klappt aber nicht.

1988 war ich zum letzten und zum ersten Mal in Budapest. Erzähl Opa. War anders, damals. Aber Budapest war zu dieser Zeit die westlichste Stadt, die man im Ostblock finden konnte, womit natürlich nicht die Himmelsrichtung gemeint ist.

Alles Gejammer. Frage mich gerade , was das für eine Vielfalt ist, die mir hier auffällt. Es ist nicht die von Paris, London oder? Hier gibt es wenig Menschen deren Vorfahren aus Afrika oder Asien oder Lateinamerika kommen.
Eigentlich sind die Ungarn ja auch nur Immigranten, ein kriegerisches Nomadenvolk, das vor gut 1000 Jahren seßhaft geworden ist. Die hatten damals noch nicht einmal ein Wort für Strasse, das mußten sie sich von den Slawen ausleihen (ulitza = utca). Und jetzt sorgen sie mit einem großen Zaun, das hier, nach Europa keiner mehr hinkommen soll. Nicht, dass meine Landleute besser wären, aber wie kann man sich neuerdings an jedem Ortseingang die Ortsnamen in Runenschrift hinstellen? Da, da baue ich selber wieder irgendwelche Bilder von den Ungarn, aber wie geht’s ohne Kategorien. Vielleicht lösen sie sich ja auf, wenn man sie nur möglichst widersinnig benutzt, die Kategorien.

„Guten Tag“ = „Jo Napot“ konnte ich noch von dem Besuch 1988. Kösenem = Danke, fiel mir auf dem Campingplatz wieder ein. „Tilos“ = Verboten sieht man sehr oft……

Die Stadt macht aber nicht den Eindruck, die Hauptstadt von dem Land zu sein, das an seiner Südgrenze wieder einen eisernen Vorhang errichtet hat und die Fassaden sehen noch häufig so zerfallen wie in den 80ziger Jahren aus.

Eben, zu Begin dieses Textes, jetzt sitze ich schon wieder woanders, saßen ein paar Franzosen neben mir und sie fragten mich, ob ich auch aus Frankreich sei; dabei spreche ich nur gröbstes Pidgin-Französisch, vielleicht sollte es ein Kompliment sein. Aber mit einem Madgyaren/in bin ich noch nicht ins Gespräch gekommen.

So wandle ich isoliert durch eine fremde 1,5 Einwohner Stadt, lasse mich treiben, versuche da zu sein.

Die meißten Leute die hier rumlaufen sind so verdammt jung und die Frauen auch oft noch verdammt hübsch und verdammt spärlich bekleidet. Allein da käme ich mir zu sabernd vor und den Opa auf der Parkbank, mit dem ich mich über Politik unterhalten könnte, habe ich noch nicht gefunden. Muß ja auch nicht.

Schattige Ruh. So ein Hinterhof mit Grün drin, sein Leben würde mich interessieren. Aber da spaziert man nicht einfach rein.

Eine Fahrradkarte habe ich mir heute gekauft, Naviki, wirft keine ordentliche Wege für Ungarn aus, da scheine ich Pinoier zu sein. Mal sehen, was passiert, wenn ich meine Tracks hochgeladen habe.

Und eine Zugfahrkarte, Nachtzug, Liegewagen, mit Fahrradkarte für Sonntagabend ab Wien, habe ich mir besorgt. War eine ziemlich Klickerei für die Dame am Schalter, hat auch gefühlte 15 Minuten gedauert.

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2 Antworten zu ne Stadt halt

  1. Schwester Luitgard sagt:

    Klingt spannend, Bruder. Da war ich noch. Nur, will ich auch hin.
    Lutte aus der Palz

  2. Och Nöh sagt:

    Das Foto mit den Schwimmbadwischern ist hinreißend!!

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