Auf dem Meer

Mein Friseur…….ich habe gar keinen Friseur. Aber es gibt einen jungen Mann aus Syrien, der mir regelmäßig die Haare schneidet, der einen Freundin aus Sizilien hat. Er war schon mal dagewesen, in Sizilien und da man sich beim Friseur unterhält erzählte ich ihm, dass ich auch nach Sizilien fahre und zwar mit dem Auto und dem Schiff von Genua aus.
„So viel Zeit!“ sagte er. Das wiederholte er öfter. In eine Diskussion bin ich nicht mit ihm darüber eingestiegen.
Der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ ist, vielleicht nicht für den Friseur (dauernd will ich“mein Friseur“ schreiben) modern, aber vielfach höre ich, dass man zum langsamen Reisen keine Zeit hat, obgleich man vielleicht in den fernen Osten fliegt, um endlich zu erfahren, was das ist, „Weg=Ziel“.
Auf dem wummernden Schiff verging die Zeit für mich im Flug; auf meinem WanderGPSgerät hatte ich festgestellt, dass das Schiff mit über 50 km/h fährt, verdammt schnell, dachte ich, für ein Stahlgebilde voller Autos, LKWs, Toiletten, Kaffeemaschinen, Küchen Menschen usw.

Sizilien in Sicht


Ja, die Menschen. Wenn man mit dem Fahrrad reist, was ich auch schon einmal mit dem Fahrrad nach Sizilien gemacht habe, werden sie langsam anders, auf einem Schiff, sind die andersartigen gewürfelt, sprechen in den verschiedenen Sprachen, flanieren, essen, trinken….mich selbst beobachte ich als arroganten Beobachter, als Betrachter. Diese Art zu reisen mag ich; das rollende, wummernde Schiff schaufelt Zeit frei, die man sich nur nehmen muss.
Warum setzt Max Frisch seinen „Homo Faber“ eigentlich auf ein Schiff nach Europa, wo er doch vorher so wichtig durch die Welt geflogen ist?

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