Nicht weit

Jetzt sitze ich im Regionalzug von Hennef nach Siegen. Der Zug der vorderen Bremse meines Fahrrads ist fast zerissen. Die Vorderbremse hat die doppelte Wirkung im Verhältnis zur hinteren, so kann ich nicht weiterfahren.

Am stählernen Faden

Das Fahren ist aber das einzig wichtige. Nicht ganz. Noch wichtiger ist das Unterwegssein für mich, der Weg, der Flow.

Lösung jetzt: In einen Ort, wo ich näher ran komme, ans Ziel und an einen Bremszug, am Neujahrstag ein schwieriges Unterfangen. Zurückfahren, alles bequem zu Hause regeln, dann vielleicht mit dem Zug näher ans Ziel….gilt nicht. Keine Ahnung woher ich diese Regel habe.

Der Zug ist mässig voll mit Menschen. Ein dicker Mann lässt sein Handy mehrmals aus den Händen fallen, drei Meter entfernt höre ich ihn die ganze Zeit schnaufen.

Ein kleine Familie glücklich miteinander gegenüber. Ein Kind nimmt mein Fahrrad in Augenschein, befühlt es.

Jetzt in Au an der Sieg reisst der Himmel auf; eigentlich aber komme ich mit der Landschaft am besten klar, wenn ich durch sie mit dem Rad fahre.

Mir wäre warm, frische Luft würde in mich strömen, ich wäre beschäftigt, würde die Berge rauf rackern, aber darin wäre eine Ruhe, die ich sonst nicht finden kann.

Und eigentlich passiert gerade etwas sehr schönes: Selber mag ich Tourbeschreibungen nicht, weil sie meistens nur Leistungsnachweise und Erlebnisberichte im herkömmlichen Sinne sind.

Das was eigentlich passiert verschwindet beim Radfahren, bevor ich es beschreiben kann: Es sind nicht das Ziel, die Stationen, die Landschaft und das Gekreuzte, es ist die Ruhe in der Bewegung.

Ich glaube auch nicht, dass Radfahren ruhig macht oder meditativen Charakter hat. Im Gegenteil, es kann süchtig machen.

Also, so ich jetzt gerade im Zug unterwegs.

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